„Also das beste an der Siedlung ist, du kennst hier jeden, jeder kennt jeden, wir sind jeden Tag draußen, spielen Fußball, gehen zur Große Wiese, der Jugendtreff ist auch sehr gut, die helfen uns viel, ja man hat sein zweites Zuhause eben hier.“ (M, 15 Jahre)
DIE WEGWEISER. Geschichten und Lebenswege aus der Werner-Düttmann-Siedlung. Ein intergeneratives Biographieprojekt von Andreas Kebelmann und Robert Schmidt (Agentur Kriwomasow), Berlin 2011
Die beiden Regisseure Andreas Kebelmann und Robert Schmidt haben sich im Jahr 2011 intensiv mit den Geschichten und Lebenswegen der Bewohner der Werner-Düttmann-Siedlung beschäftigt. Rund 2000 Bewohner leben hier im südlichen Kreuzberg in einem vielsprachigen und vitalen Mikrokosmos zusammen. Im Mittelpunkt der Betrachtungen standen die Lebenswirklichkeiten der unterschiedlichen Generationen, die hier auf engstem Raum miteinander zusammen leben.
BILDER DER UNSCHÄRFE. In der Unschärfe, im diffusen Bereich zwischen Realität und Fiktion liegen die Geschichten, die wir kennenlernen, wenn wir uns langsam der Siedlung nähern, vorsichtig, aufmerksam und hellhörig.
Alle Fotos wurden von den Jugendlichen aufgenommen
Im Mittelpunkt unserer Projektarbeit standen die Jugendlichen, die sich regelmäßig im Kinder- und Jugendtreff drehpunkt e.V. in der Siedlung treffen. Mit einigen von ihnen haben wir uns regelmäßig getroffen, haben uns von ihnen ihre Siedlung zeigen lassen, ihre Treffpunkte, Lieblingsorte und sie haben uns Geschichten über die Siedlung und ihre Nachbarn erzählt.
Mit den Jugendlichen zusammen haben wir überlegt, wie eine Beschreibung und Darstellung der Siedlung aussehen könnte, welche Orte verzeichnet sein müssten, was für die Jugendlichen wichtig wäre. Die Jugendlichen haben fotografiert, sich gegenseitig interviewt, Zeichnungen gemacht. Als Abschluß dieser ersten Arbeitsphase entstand die Webseite „www.wegweiser-kreuzberg61.de“ und die Audiotour „Auf den Spuren der Mona Lisa“, die die interessierten Zuhörer seit dem Sommerfest im Juni 2011 im Büro der Stadtteillotsen ausleihen konnten, um mit Kopfhörern und Audioplayern den Jugendlichen durch ihre Siedlung und den Geschichten ihrer Orte zu folgen.
„In zehn Jahren bin ich vielleicht für 50 Prozent in Libanon, weil ich will da für immer leben, Deutschland gefällt mir nicht mehr. Oder ich bleibe hier, dann bin ich schon verheiratet und habe zwei Kinder.“
In einem zweiten Schritt haben wir mit den Jugendlichen über ihre Eltern und die Eltern- Generation gesprochen, haben Fragen entworfen und die Wünsche und Hoffnungen der Jugendlichen für die eigene Zukunft gesammelt. In intensiven Audio-Interviews mit der älteren Generation der 40-60jährigen haben wir ihre Lebenswege, Entscheidungen und Träume für die Zukunft aufgenommen.
"Wie heißt das Sprichwort? Nach Geduld kommen die Ergebnisse? Das hab ich verdient vom Staat nach 21 Jahren. Sicherheit für mich und meine Familie. Wie ein Bürger!" (Frau F. 57 Jahre)
Woher kamen die Eltern der Jugendlichen, welche Wege und Schwierigkeiten haben sie nach Deutschland, nach Berlin, in die Werner-Düttmann-Siedlung gebracht? An welchem Punkt im Leben stehen sie heute?
Aus den über 20 Stunden Interviewmaterial mit der Eltern-Generation entstand in Verbindung mit dem Audiomaterial der Jugendlichen aus der ersten Projektphase die Audioinstallation und Projektpräsentation FENSTER ZUR SIEDLUNG.
"Man hat ab und zu Heimweh, das ist klar. ich versuche dann immer an mich zu denken, meine kleine Familie und die Zukunft" (Frau H., 42 Jahre)
ab 25.01.2012 im Medienraum des Quartiersmanagments Werner-Düttmann-Sied- lung, Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V., Urbanstraße 44, 3. OG in der Zeit von Montag bis Freitag, 10:00-16:00 Uhr
Dauer der Sound-Installation: ca. 60 min
Kontakt: Andreas Kebelmann und Robert Schmidt (mail@agenturkriwomasow.de)
Mit großem Dank für die Hilfe und Kooperation durch das Quartiersmanagment der Werner-Düttmann-Siedlung, den Stadtteillotsen aus dem Lotsenprojekt, Urbanstraße und natürlich dem Team des Kinder- und Jugendtreffs „drehpunkt e.V.“
